Der Mensch als einsamer Wolf

Allein oder einsam?

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(letzte Überarbeitung: 26. Januar 2017)

Menschen sind soziale Wesen. Sie brauchen Nähe, Gemeinschaft, Kontakt und Zugehörigkeit. Manchmal zumindest. Es gibt auch Tage und Zeiten, da ist genau das Gegenteil der Fall: wir soziale Wesen brauchen Distanz, Ruhe und lieben das allein sein, und zwar ohne uns dabei einsam zu fühlen.

Für manche Menschen ist jedoch genau dieses Alleinsein eine quälende Vorstellung. Sie verbinden die äußere Leere mit einer Inneren. Und wenn es ganz dick kommt, ist damit sogar eine Angst verbunden, die manchmal schlimmer ist als vieles andere. Menschen fühlen sich häufig dann einsam, wenn Sie den inneren Gedanken „ich werde nicht gemocht“, „niemand versteht mich“, „keiner nimmt mich ernst“ in Ihrem Denk- und Glaubenssystem verinnerlicht haben. „Ein Mensch kann einsam sein, auch wenn er von vielen geliebt wird“, so hat es Anne Frank einmal formuliert. Wissenschaftliche Untersuchen zeigen, dass insbesondere unsere Annahmen und Gedanken mit dafür verantwortlich sind, ob wir uns tatsächlich einsam fühlen oder ob wir uns mit dem allein sein, gerade ein tiefes echtes menschliches Bedürfnis erfüllen. Vielen Menschen fällt es im Lebensalltag schwer, die „kopfgemachten“ Gedanken von den eigenen echten Bedürfnissen zu unterscheiden.

Das verflixte Gedankenkreisen

Heißt ein Gedanke „ich bin abgelehnt“, für dieser schnell in die Einsamkeit oder sogar in die Isolation. Das lässt sich allerdings nicht so schnell abstellen. Auch nicht in dem Wissen, dass soziale Isolation vielleicht sogar die Lebenserwartung verringert. Der Schmerz, der durch die Isolation entsteht, wird „weggedrückt“ und immer weniger wahrgenommen, die Auswirkungen jedoch bleiben bestehen.

Menschen warten in ihrem Schmerz und ihren gedanklichen Verstrickungen eher darauf, dass andere aktiv werden, auf sie zu gehen und sie aus ihrem Leid der Einsamkeit befreien.  Oder sie geben sich dem Gedanken hin, dass eben nur ein gewisser Personenkreis für soziale Gemeinschaft geeignet ist und sie nicht dazugehören. Ein Gedanke, durch welchen sie sich im Grunde gleich schon wieder ins „Aus“ katapultieren.

Einsamkeit als Strafe?

Ein wesentlicher Aspekt der Einsamkeit beim Alleinsein ist der Punkt der Wahlfreiheit. Durch Trennung oder sogar Tod stehen Menschen in ihrer Ohnmacht und ohne eine Wahl zu haben allein da. Menschen empfinden diese Einsamkeit als größtmögliche Strafe. Allerdings hat das mit unseren eigenen Gedanken, unserer Historie und unserem eigenen Erleben zu tun. Einsamkeit ist nicht abhängig von der An- oder Abwesenheit bestimmter Personen.

Einsamkeitsgefühle als Warnlampe

Einsamkeit ist im Grunde ein Warnsignal: Sofern sich erste Einsamkeitsgefühle zeigen, ist es wichtig und hilfreich diese – und somit sich selbst damit – ernst zu nehmen. Ganz im Sinne: „Wenn andere mich möglicherweise nicht ernst nehmen, tue ich es zumindest selbst!“. Wer sich selbst mit Fürsorge behandelt, hat somit schon den ersten Freund des Lebens gefunden: sich selbst. Wer lernt, seine hinderlichen Gedanken von lebenswichtigen und notwendigen Bedürfnissen (was will ich? Was brauche ich?) zu unterscheiden, kann das Alleinsein im passenden Moment genießen. Die Verantwortung für die Erfüllung wichtiger Bedürfnisse, z. B. nach Annahme, Achtung, Wertschätzung, Kontakt, Zugehörigkeit und Gemeinschaft selbst in die Hand zu nehmen – vielleicht auch unter Inanspruchnahme von äußerer Hilfe, kann ein erster Schritt sein. Heraus aus der Einsamkeit, hinein in die Lebensfreude.

Die Autorin:

Claudia Strauss, Empathiegeberin - Coach - Mediatorin - Trainerin

Potenzial-Atelier Blütezeit, Bückeburg

Angebot & Methoden:

Supervision,Team-Coaching, Konfliktvermittlung, Mediation, Familiencoaching, Paarcoaching, Einzelcoaching, Potenzialentfaltung, Seminare, Workshops, Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg

Gewaltfreie Kommunikation (GFK), Einzel- und Systemaufstellungen, Biografiearbeit, Bewusstseinsarbeit, Zürcher Ressourcen Modell

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